Spuren Jesu lange vorher
Predigt am 11. Dezember 2005 (3. Advent) zum Adventsspiel der Vorkonfirmandengruppe
Der Predigt ging im Gottesdienst ein Adventsstück der Vorkonfirmandengruppe voraus. Darin wurden szenisch dargestellt:
- Jesaja 7,1-16
- Jesaja 52,13-53,12
- Sacharja 9,3-10
- Lukas 1,5-45
Habt ihr gemerkt, wie freundlich Gott mit den Menschen umgeht? Wie respektvoll er z.B. mit Maria umgeht? Er sagt nicht: so, du wirst jetzt die Mutter meines Sohnes, sondern er schickt seinen Engel und fragt: willst du das für mich tun? Es gibt in der Bibel ein Wort, um das zu beschreiben: sanftmütig. Das heißt, Gott kommt nicht mit der Brechstange ins Leben von Menschen hinein, er beschließt nicht einfach irgendwas, und wir müssen dann eben da durch. Gott ist sanftmütig, er nimmt Rücksicht darauf, dass wir manche Dinge erst nach und nach verstehen.
Deshalb hat es auch bei Jesus diese lange Zeit der Vorbereitung gegeben. Das muss man sich mal vorstellen – 1000 Jahre lang, ach, eigentlich noch viel länger, bereitet Gott den Tag vor, an dem sein Sohn geboren wird. Er hat dafür gesorgt, dass wir verstehen konnten, worum es bei Jesus geht. Immer wieder hat er eine Seite von Jesus gezeigt, er hat schon mal Puzzleteile gezeigt, Mosaiksteine, damit die uns bekannt sind, und als dann Jesus kam, da haben die Menschen verstanden: aha, so muss das Puzzle zusammengesetzt werden, so sieht das ganze Mosaik aus!
Ihr habt uns heute in dem Theaterstück ein paar von diesen Mosaiksteinen gezeigt:
- Jesus ist der Immanuel – Gott ist mit uns.
Immanuel – so hat 600 Jahre vor Jesus mal jemand sein Kind genannt. Und er hat damit etwas ganz wichtiges von Gott verstanden: Gott ist unser Freund. Gott steht an unserer Seite.
Wir erleben das doch oft, dass wir von Menschen angegriffen werden. Nicht unbedingt militärisch, wie damals der König Ahas von zwei Nachbarkönigen angegriffen wurde. Aber nicht selten mit Worten. Worte können Menschen ganz schön weh tun. Und wenn wir dann Jesus mit hineinlassen in dieses Situation, dann steht er uns zur Seite und sagt: keine Angst, mach dir nicht so viel Gedanken, ich bin doch bei dir. Ich bin der Immanuel.
Manchmal kann Gott dann aber auch heftig werden, wenn dann einer wie der König Ahas sich einfach nicht traut, die Hilfe anzunehmen und sich einfach nicht aus seiner Angst herausholen lässt.
Aber wir sollen uns merken: Jesus ist unser Freund und steht uns bei, und wir können ihn um Hilfe bitten, wenn Menschen uns in Bedrängnis bringen. - Der zweite Mosaikstein: Jesus ist der Knecht Gottes.
Der Knecht Gottes war einer, der ganz viel Böses ertragen hat, ohne selbst böse zu werden. Der Knecht ist der, die Dreckarbeit macht. Es gibt so viel Gemeinheit und Grausamkeit in der Welt, es gibt so viele dunkle Zonen, wo Menschen leiden, und keiner sieht es. Was soll damit passieren? So eine riesige Menge Schmerz geistert durch die Welt, und Menschen wissen nicht, was sie damit machen sollen, und diejenigen, denen etwas angetan worden ist, die tun es dann irgendwann wieder andern an. Wie kann dieser Kreislauf gestoppt werden?
Der Knecht Gottes kümmert sich darum. Er hat nicht zurückgeschlagen, er hat den Kreislauf, wo Geschlagene wieder andere schlagen, gestoppt. Er hat das alles auf sich genommen, damit andere es nicht mehr ertragen mussten.
Und so war dann Jesus. Jesus hat die innere Kraft gehabt, einen grausamen Tod zu ertragen und dabei bis zum Schluss so gut zu bleiben, wie er immer war. Das war auch für seine Freunde schwer zu verstehen. Hätten sie nicht die Erinnerung an den Knecht Gottes gehabt, ich weiß nicht, ob sie es begriffen hätten. Jesus hat alle Gemeinheit und Grausamkeit von Menschen zu spüren bekommen. Und er hat sie ertragen, ohne selbst so zu werden. So hat er das Böse besiegt. Aber er hat teuer dafür bezahlen müssen. - Der dritte Mosaikstein: Jesus ist der Friedenskönig.
Der Prophet Sacharja lebte in der Zeit von Alexander dem Großen, der in wenigen Jahren ein riesiges Reich eroberte. Und Gott machte ihm deutlich: so bin ich nicht. Ich will auf einem anderen Weg diese Welt regieren: ich will die Menschen nicht unterwerfen, sondern sie gewinnen. Und als dann Jesus da war, da kamen die Menschen zu ihm, weil sie merkten: da bekommen wir, was wir uns schon immer gewünscht haben. Uns war noch gar nicht klar, dass wir einen wie ihn haben wollten, aber jetzt, wo wir ihn sehen, da verstehen wir: wir brauchen ihn, und dann ist es gut. All das, was wir meinten, wenn wir uns gute Dinge wünschten, das finden wir in ihm. Und so hat Jesus die Menschen gewonnen. Er muss sie nicht zwingen oder bedrohen. Er hat ihre Herzen gewonnen. Und genau so gewinnt man wirklich Einfluss auf die Welt. Weil die menschlichen Herzen darüber entscheiden, wie Menschen die Welt gestalten. - Und so hat Gott auch Maria gewonnen.
Das war ja die vierte Szene. Da musste jemand sagen: ja, ich mache dir Platz in meinem Leben. Du darfst durch mich in die Welt kommen. Jeder, der Kinder hat, weiß, wie so ein kleines, neugeborenes Wesen unser Leben umkrempelt. Und das ist für uns manchmal ziemlich stressig, aber wir haben dazu Ja gesagt, und am Ende schauen wir zurück und sagen: ja, es hat sich gelohnt!
Das ist ein Bild dafür, was passiert, wenn Gott in unser Leben kommt. Gott will unser Leben neu gestalten, damit durch uns Segen in die Welt hineingehen kann, damit Wunden geheilt werden (zuerst meist unsere eigenen) und Freude und Hoffnung sich ausbreiten. Und so kommt Gott auch zu uns und fragt uns: ist bei dir Platz für mich? Darf ich in dein Leben kommen und es neu machen und das Mühsame und Dunkle und Schmerzliche ans Licht bringen und heilen? Ist dein Leben so vollgepackt, dass ich dort gar keinen Platz mehr habe, oder lässt du mich hinein, so wie Maria mich in ihr Leben hineingelassen hat? Das war für Maria beängstigend und begeisternd zugleich, sie erlebte ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht, und immer wieder Gottes Treue.
Gott ist treu. Über Jahrhunderte hat er daran gearbeitet, Jesus vorzubereiten. Er hat uns darauf vorbereitet, damit Menschen Jesus verstehen konnten. Er hat mit großer Geduld gewartet, bis es soweit war. Und dann kam Jesus.
Er ist der Immanuel. Er ist der Knecht Gottes. Er ist der Friedenskönig. All diese Mosaiksteine kommen in ihm zusammen und ergeben das ganze Bild. Und dann kommt er erst zu Maria und dann zu uns und fragt: ist da Platz für mich? Jetzt, wo du alles kennst, willst du mich hineinlassen in dein Leben? Machst du mir die Tür auf?
Gott tut, was er angekündigt hat. Man kann sich auf ihn verlassen. Und das bedeutet: genauso zuverlässig wird er auch dafür sorgen, dass eines Tages die ganze Welt Jesus als König anerkennt und sein Friedensreich die ganze Erde umfasst.
Aber jetzt schon lädt er uns ein, dass dieses Reich in unserem Leben beginnt; er fragt uns, ob wir dabei sein wollen, ob wir Platz für ihn haben und ob unser Leben von ihm her bewegt sein soll.