Der größte Traum
Predigt am 12. September 2004 zu Ruth 4,1-22 (Predigtreihe zum Buch Ruth III)
1 Boas war inzwischen zum Versammlungsplatz am Stadttor gegangen und hatte sich dort hingesetzt. Da ging gerade der andere Löser, von dem Boas gesprochen hatte, vorbei. Boas rief ihm zu: »Komm hierher und setz dich«, und der Mann tat es. 2 Dann holte Boas zehn Männer, die zu den Ältesten der Stadt gehörten, und sagte zu ihnen: »Setzt euch hierher zu uns!«
ls sie sich gesetzt hatten, 3 sagte er zu dem anderen Löser: »Du weißt, daß Noomi aus dem Land Moab zurückgekehrt ist. Sie bietet den Landanteil zum Verkauf an, der unserem Verwandten Elimelech gehört hat. 4 Ich wollte dir das sagen und dir den Vorschlag machen: Erwirb den Landanteil Elimelechs in Gegenwart der hier sitzenden Männer und in Gegenwart der Ältesten meines Volkes! Sag, ob du deiner Verpflichtung nachkommen und von deinem Recht als Löser Gebrauch machen willst oder nicht. Ich will es wissen, denn du bist als erster an der Reihe, und nach dir komme ich.« Der andere antwortete: »Ich mache das!« 5 Boas fuhr fort: »Wenn du von Noomi das Feld Elimelechs übernimmst, mußt du zugleich die Verpflichtung übernehmen, für die Moabiterin Rut zu sorgen und anstelle ihres verstorbenen Mannes einen Sohn zu zeugen. Dem wird später das Feld zufallen, damit der Name des Verstorbenen auf dessen Erbbesitz weiterlebt.«
6 »Wenn es so ist, verzichte ich«, sagte der andere. »Ich schädige sonst meinen eigenen Erbbesitz. Ich trete dir mein Recht als Löser ab. Ich kann es nicht wahrnehmen.« 7-8 Dann zog er seinen Schuh aus und gab ihn Boas mit den Worten: »Erwirb du das Feld!« Mit diesem Zeichen bestätigte man früher in Israel bei Geschäftsabschlüssen den Wechsel des Besitzrechtes an Grund und Boden.
9 Boas wandte sich an die Ältesten und die anderen anwesenden Männer und sagte: »Ihr seid heute Zeugen, daß ich von Noomi alles erworben habe, was Elimelech und seinen Söhnen Kiljon und Machlon gehörte. 10 Ich habe damit auch die Moabiterin Rut, die Witwe Machlons, als Frau erworben und die Verpflichtung übernommen, an Machlons Stelle einen Sohn zu zeugen, dem sein Erbbesitz gehören wird. Machlons Name soll in seiner Sippe nicht vergessen werden, und seine Familie soll in dieser Stadt und in Israel bestehen bleiben. Ihr habt meine Erklärung gehört und seid dafür Zeugen.«
11 Die Ältesten und alle Männer auf dem Platz am Tor sagten: »Wir sind dafür Zeugen! Der HERR mache die Frau, die in dein Haus kommt, kinderreich wie Rahel und Lea, die zusammen das Haus Israel groß gemacht haben. Mögest du in der Sippe Efrat zu Reichtum und Einfluß gelangen, und möge dein Name berühmt werden in Betlehem. 12 Durch die Nachkommen, die der HERR dir durch diese Frau geben wird, soll deine Familie so bedeutend werden wie die Familie von Perez, dem Sohn von Tamar und Juda.«
13 So nahm Boas Rut zur Frau. Der HERR ließ sie schwanger werden, und sie gebar einen Sohn. 14 Da sagten die Frauen zu Noomi: »Der HERR sei gepriesen! Er hat dir heute in diesem Kind einen Löser geschenkt. Möge der Name des Kindes berühmt werden in Israel! 15 Es wird dir neuen Lebensmut geben und wird im Alter für dich sorgen. Denn es ist ja der Sohn deiner Schwiegertochter, die in Liebe zu dir hält. Wahrhaftig, an ihr hast du mehr als an sieben Söhnen!«
16 Noomi nahm das Kind auf ihren Schoß und wurde seine Pflegemutter.
17 Ihre Nachbarinnen kamen, um ihm einen Namen zu geben, denn sie sagten: »Noomi ist ein Sohn geboren worden!« Und sie gaben ihm den Namen Obed. Obed wurde der Vater Isais, Isai der Vater des Königs David. 18 Dies ist die Liste der Nachkommen von Perez: Perez zeugte Hezron, 19 Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Amminadab, 20 Amminadab zeugte Nachschon, Nachschon zeugte Salmon, 21 Salmon zeugte Boas, Boas zeugte Obed, 22 Obed zeugte Isai, und Isai zeugte David.
Da sitzen nun Ruth und Noomi und müssen darauf warten, dass Boas die Sache zu einem guten Ende bringt. Das kann zu den schwierigsten Dingen gehören, wenn man selbst nichts tun kann und einfach abwarten muss, dass jemand anders für einen selbst die Sache zum guten Ende bringt. Boas ist Gottes Werkzeug, und in dem, was er tut, nimmt sich Gott der beiden an. Das ist die erste Art, wie Gott den beiden zur Seite steht: durch einen Gerechten. Aber es muss noch weitergehen, und sie sollen nicht nur den gerechten Boas sehen, sondern dahinter Gott selbst.
Aber das Vertrauen, das Noomi und dann auch Ruth in Boas setzen, ist gerechtfertigt. Der Mann geht mit großer Klugheit vor. Er kennt die Regeln, die in Israel in solchen Fällen galten: beim Aussterben der männlichen Linie einer Familie musste der nächste Verwandte nicht nur den Grundbesitz übernehmen, sondern auch die Witwe des Besitzers heiraten. Und deren Söhne galten dann als Nachkommen des Verstorbenen und setzten so die männliche Linie in der Familie fort – aus unserer Sicht heute eine merkwürdige Regelung.
Das Interesse hinter dieser Regelung im alten Israel war aber, dass die breite Basis des Volks erhalten bleibt: die Zahl der Familien, die auf eigenem Grund und Boden lebten, sollte erhalten bleiben, und es sollte verhindert werden, dass sich im Laufe der Zeit der Grundbesitz immer stärker in der Hand einiger weniger konzentriert. Und das ist auch lange gelungen – über Jahrhunderte blieb Israel ein Land mit einer breiten Basis von selbstbewussten, freien Bauerngeschlechtern, die über sich nur den König und Gott kannten und keinen Grundherren oder ähnliches. Aus so einer Familie kam auch König David. Wir werden am Ende des Buches Ruth darauf aufmerksam gemacht, dass König David ein Urenkel von Ruth und Boas ist – und hätte es diese Regelung nicht gegeben, dass ein Verwandter sozusagen einspringt und die Familie eines verstorbenen Mannes weiterführt, dann wäre Davids Familie schon vier Generationen früher erloschen. Und das ist ja auch die Familie, aus der viel später einmal Jesus kommt. Die Leute, die hier handeln, die wissen nicht, dass sie Teile von Gottes entscheidendem Plan mit der Welt sind. Noch nicht einmal der Erzähler, der die Geschichte aufgeschrieben hat, weiß das schon. Aber es geht darum, dass Jesus wie geplant in Bethlehem geboren werden kann.
Boas muss diese Sache nun klären, und er macht das mit den Ältesten am Stadttor, die sind sozusagen Standesamt und Familiengericht in einem. Da ist noch ein anderer Verwandter, der dem verstorbenen Mann von Noomi näher steht, und der muss zuerst gefragt werden. Der würde natürlich gerne den Acker haben.
Aber dann weist ihn Boas darauf hin, dass er das Land nicht bekommt ohne die dazugehörige Frau, in diesem Fall die Moabiterin Ruth. Können Sie sich vorstellen, dass Boas in diesem Augenblick doch Herzklopfen hat? Er möchte selbst gerne Ruth haben, da hat sich schon längst eine ganz zarte Liebesgeschichte angesponnen, und in der vergangenen Nacht hat Ruth auf dem Feld angekuschelt neben ihm geschlafen. Er riecht vielleicht noch ihr Parfüm und spürt ihren Kopf an seiner Schulter, aber jetzt muss er sie mit einem ungerührten Pokerface einem andern anbieten, und der hat zum Acker schon Ja gesagt.
Aber Boas ist ein Mann, dem die Dinge gelingen, weil er den geraden Weg geht. Er hat sich entschlossen, alles ohne Schmu und in aller Klarheit vor den Augen der Öffentlichkeit durchzuziehen. Boas weiß, dass all diese Tricks und Abkürzungen, mit denen Menschen sich durch Leben schummeln, auf die Dauer ganz zerstörerisch sind und keinen Segen bringen.
Boas hat aber auch den anderen richtig eingeschätzt: der will zwar den Acker haben, aber die Aussicht, dass dann die Linie seines Verwandten Elimelech weitergeht, erfreut ihn gar nicht. Denn dann gibt es in Zukunft wieder einen Erben mehr, das Land wird nicht auf Dauer in seiner eigenen Familie bleiben, und dafür soll er auch noch zahlen? »Nein danke« sagt er, »mach du das lieber«. Jetzt hat er Boas den Schwarzen Peter hingeschoben. Vor den Augen der Ältesten hält er ihm seine Sandale hin: »Bitte, hier, du bist doch auch ein Verwandter Elimelechs – warum machst du es nicht?« Jetzt hat Boas ihn da, wo er ihn hinhaben wollte, der Mann hält ihm quasi Ruth samt dem Acker hin, und jetzt greift Boas zu. Schnell, bevor irgendwer merkt, was da passiert ist, nimmt er den Schuh als Zeichen für einen gültigen Handel und spricht es noch einmal in aller Form aus, und es ist abgemacht. Alle sind zufrieden: der andere Verwandte, weil er diese lästige Pflicht erfolgreich einem anderen aufgebürdet hat; die Ältesten der Stadt, weil eine ungeklärte Erbfrage gelöst ist; und vor allem natürlich Boas, weil er Ruth und überdies noch ein schönes Stück Land bekommen hat. Es ist gelungen. Alle klatschen und sprechen Segensworte.
Aber was das für merkwürdige Segensworte? »Der HERR mache die Frau, die in dein Haus kommt, kinderreich wie Rahel und Lea, die zusammen das Haus Israel groß gemacht haben.« Kennen Sie die Geschichte von Rahel und Lea, den beiden Frauen Jakobs? Eine katastrophale Familiengeschichte. Zwei Frauen, die in einen Gebärwettbewerb treten, um die Liebe ihres Mannes zu erringen, indem sie ihm möglichst viele Kinder schenken. Und als es gegen Ende der Spielzeit knapp wird, schicken sie auch noch ihre beiden Mägde vor, und am Ende hat Jakob 12 Söhne und eine Tochter. Menschlich ist das eine Katastrophe mit Frustrationen ohne Ende, mit fiesen Tricks und immer neuen Verletzungen. Aber die zwölf Söhne Jakobs werden die Stammväter des Volkes Israel.
Und dann dieser zweite Segenswunsch, der ist noch verrückter: »Deine Familie soll so bedeutend werden wie die Familie von Perez, dem Sohn von Tamar und Juda.« Kennen Sie die Geschichte von Tamar? Das war auch so ein Fall wie Noomi, aber fast noch schlimmer: ihr erster Mann starb kinderlos, dann wurde sie ersatzweise mit seinem Bruder verheiratet, der sorgte aber dafür, dass sie keine Kinder bekamen, dann starb der auch, einen weiteren Versuch mit dem dritten Bruder wollte Schwiegervater Juda vermeiden, und da verkleidet sich Tamar als Prostituierte, hat eine Affäre mit ihrem Schwiegervater und empfängt von ihm den Sohn, den sie von seinen Söhnen nicht bekommen hat. Als das rauskommt, nimmt er sie dann schließlich auch offiziell zur Frau, und ihr unter so fragwürdigen Umständen zustande gekommenes Kind ist Perez, der offensichtlich im Rückblick ein angesehener Mann wurde, und von dem auch Boas abstammt.
Was sind das alles für verrückte Familiengeschichten, voller Tricks und Enttäuschungen, voll Gier und Verzweiflung und Treuebruch und schäbigem Triumph, so enttäuschend und so traurig und es ist nichts dabei, was man nicht irgendwie wieder verstehen könnte, weil es alles so menschlich ist. Und mitten drin geht Gott seinen Weg und baut ein Volk, aus dem irgendwann einmal, viel später, sein Sohn kommen wird. Was ist das für ein Widerspruch zwischen dieser menschlichen Seite und dem Segen, den Gott trotz allem entstehen lässt!
Und so gibt es dann auch einen wie Boas, der einfach immer das Richtige tut. In ihm hat sich diese katastrophale Familiengeschichte nicht fortgesetzt, sondern irgendwo dazwischen ist die geheilt worden. Gott setzt sich auch gegen die menschlichen Katastrophen durch, und er kann auch aus unseren Verwirrungen Segen entstehen lassen. Aber lieber arbeitet er natürlich mit unserer Gerechtigkeit und unserer Geradheit zusammen als mit unseren Tricks und krummen Touren.
Am Ende hat Noomi ihren Enkel auf dem Schoß, und alle nennen ihn Noomis Sohn. Ist das jetzt das Happy-end? Alles wieder irgendwie geflickt und ins Lot gekommen?
Ich finde, das ist nicht das, was wir uns unter einem Happy-end vorstellen. Glauben Sie nicht, dass Noomi, wenn sie ihren Enkel auf dem Schoß hatte, immer mal wieder denkt: »wenn das doch Elimelech noch erlebt hätte! Und wenn doch meine Söhne Kiljon und Machlon jetzt dabei sein konnten!« Ein Enkel ist schön, aber eine ganze heile Familie mit Kindern und Enkeln und Urenkeln – wäre das nicht besser? Ist das alle nicht doch nur die zweitbeste Lösung?
Vor Noomi liegt in seinem Bettchen ihr Enkel Obed. Was denkt der sich jetzt eigentlich? »Kann mir mal jemand erklären, was das hier soll? Bis vor ein paar Tagen war noch alles in Ordnung. Es war alles warm und weich und angenehm, es hätte ewig so weitergehen können. Und auf einmal werde ich gequetscht wie Kartoffelbrei und irgend so ein Monster packt mich und holt mich in eine Welt voll grellem Licht, ich friere, ich habe Hunger und dauernd muss ich Krach machen, damit ich was zu essen kriege. Ich hoffe, dass die da fix machen, wenn mein Magen knurrt, aber ich habe schon gemerkt, es geht schneller, je mehr ich ihnen die Ohren voll schreie. So funktioniert anscheinend diese Welt.«
Ich fantasiere jetzt ein bisschen, was wohl Noomi ihrem Enkel darauf antworten könnte. »Obed, ich sorge gerne dafür, dass du mit möglichst wenig Schmerzen groß wirst. Aber auf die Dauer wirst du merken, dass man in dieser Welt Schmerzen nicht vermeiden kann. Ich habe das sehr bitter erleben müssen. Es hat Zeiten gegeben, da war ich nahe daran, mich aufzugeben. Und ich vermisse deinen Großvater immer noch.
Aber ich habe durch all das etwas gelernt, was ich auf keine andere Art hätte lernen können. Nicht der leere Magen ist das eigentliche Problem, sondern die leere Seele. Wenn bei mir alles glatt gegangen wäre, dann wäre ich vermutlich nie aufmerksam geworden für das Glück, das ich empfinde, wenn ich Gottes ganz eigenen Abdruck in meinem Leben sehe. Hinter seiner Hilfe durch deine Mutter und durch deinen Vater spüre ich ihn selber und ich verstehe, wie gut er ist und dass er an meiner Seite ist. Nicht, was Gott mir getan hat, sondern zu verstehen, wie er ist, und wie er alles meint, das war für mich der entscheidende Trost und die Ermutigung.
Obed, ich wünsche dir, dass ein Augenblick kommt, an dem du deinen Plan änderst. Ein Tag, an dem nicht mehr der volle Bauch das Zentrum deiner Wünsche ist. So viele Menschen gehen durch die Welt und fühlen sich wie ein Fass ohne Boden. Sie sind entschlossen, sich mit allem zu füllen, was irgendwie schnelle Befriedigung verspricht. Geld, Macht, ein paar Affären, irgendwelche Fernsehunterhaltung, oberflächliche Schmeicheleien, aber auch ein gemütliches und gesichertes Zuhause. Ein ganzes Leben lang versuchen sie, sich mit oberflächlichen Dingen vollzustopfen, während ihre Seele nach der wirklichen, tiefen Freude schreit, für die sie geschaffen wurde.«
Und vielleicht könnte Noomi dann sagen: »Ich bin in meinem Leben an den Punkt gekommen, wo ich gesehen habe, wie Gott hier unter uns seine Spuren hinterlässt. Was mich daran wirklich begeistert, das ist: Meine und deine Geschichte ist ja nur eine kleine Geschichte, aber wenn Gott schon darin mitschreibt, dann muss es dahinter noch eine viel, viel größere Geschichte geben. Und wenn Gottes Beitrag zu unserer kleinen Geschichte schon so wunderbar und so tröstlich war, wie herrlich muss dann die ganze Geschichte sein, die Gott schreibt! Und wie unbeschreiblich muss dann Gott selbst sein! Ohne meine Erlebnisse wäre ich vielleicht nie darauf aufmerksam geworden. Und bei Gott und in seiner großen Geschichte, da bin ich überzeugt, hat auch dein Großvater seinen Platz, aber das ist nicht die Hauptsache.«
Und vielleicht denkt Noomi, dass es für Obed am besten ist, wenn sie eine Großmutter ist, die sich an Gott freut. Vielleicht kann ihre Liebe zu Gott ihrem Enkel helfen, den Traum zu entdecken, der über den vollen Magen hinausgeht und über das hinausgeht, was bei einem Erwachsenen für diesen vollen Magen steht.
Wir sind immer in Gefahr, den größeren Traum, den Gott in uns wecken will, durch eine kleinere Perspektive zu ersetzen. Wir haben vorhin in der Epistel (Röm 8,15) gehört, dass wir Kinder Gottes sind und keine Knechte. Aber wir sind in Gefahr, wie Knechte zu denken und nicht Kinder zu sein. Knechte schauen darauf, was sie bekommen und was für sie herausspringt. Kindern geht es zuerst um den Vater und um ihre Beziehung zu ihm, denn wir sollen bei ihm zu Hause sein.
Aber Gott sendet Erschütterungen auch dazu in unser Leben, damit wir Ausschau halten nach dem, was unser Herz wirklich braucht. Das Meisterwerk des Teufels ist nicht der Süchtige oder der Tyrann, sondern es ist der Mensch, der mit seiner kleinen, gemütlichen Existenz, ob fromm oder nicht, ganz zufrieden ist und sich darin so eingemauert hat, dass Gott überhaupt nicht mehr hineinkommt. Und dann schickt uns Gott manchmal Erschütterungen, die so stark sind, dass diese abgeschottete Existenz in Stück springt und wir etwas von der großen Geschichte Gottes sehen, um die es in der Welt geht, und wenn es gut geht, begegnen wir auch Gott selbst.
Trauen wir das Gott zu, dass auch die schrecklichen Erschütterungen am Ende seinem guten Ziel dienen? Sind wir bereit, alles andere hintanzustellen, um Gott zu kennen und nichts zu versäumen von unserer Rolle in der Großen Geschichte, die Gott uns zugedacht hat, und in der jedes neue Kapitel besser ist als das vorige? Es wäre gut, wenn wir nicht erst durch Lebenserschütterungen dazu gebracht würden, sondern wenn wir dazu schon von uns aus Ja sagen.