Der beste Gott aller Zeiten
Predigt am 13. Oktober 2013 zu Römer 16,25-27 (Predigtreihe Römerbrief 48)
25 Dem Gott, der die Macht hat, euch stark zu machen durch mein Evangelium, die Botschaft von Jesus Christus, dem Gott, der ´uns in dieser Botschaft seinen Plan` mitgeteilt hat, ein seit undenklichen Zeiten verborgen gehaltenes Geheimnis, 26 dem ewigen Gott, der dieses Geheimnis jetzt enthüllt hat und in dessen Auftrag es anhand der prophetischen Worte der Schrift allen Völkern bekannt gemacht worden ist, damit sie das Evangelium annehmen und an Jesus glauben – 27 diesem Gott, der allein weise ist ´und den wir` durch Jesus Christus ´preisen`, gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen.
Dies sind jetzt wirklich die allerletzten Verse aus dem Römerbrief des Paulus. Beinahe auf den Tag genau vor drei Jahren haben wir uns hier auf den Weg durch den ganzen Brief gemacht. Damals haben wir mit den ersten Versen des Briefes darüber nachgedacht, was es heißt, dass Gott König wird, bzw. dass mit Jesus jetzt der wahre König gekommen ist. Wir haben Paulus begleitet, wie er diesen Gedanken immer weiter entfaltet hat, wie er vor allem dafür geworben hat, dass sich die römischen Christen ohne jüdischen Hintergrund nicht von ihrer Verwurzelung in der langen Geschichte des Gottesvolkes trennen. Wie er dazu eine umfangreiche Sicht auf den ganzen Weg Gottes durch seine Welt entwickelt hat und beschrieben hat, wie Gott auch durch alle menschlichen Gemeinheiten und Verwirrungen hindurch sein Vorhaben vorangebracht hat, diese Erde zu erneuern, und wie er schließlich durch die Sendung Jesu den entscheidenden Schachzug gemacht hat.
Und Paulus schließt den ganzen Brief ab mit einem Lobpreis Gottes und seines Werkes. Er hat Gottes Weg verfolgt von der Schöpfung an über den Abfall und die Untreue der Menschen, zu Abraham, der neu aufbrach mit Gott und der Vater des Gottesvolks wurde, dann zu Mose, der dem Volk Gottes eine Ordnung gab, die es über viele Jahrhunderte schützte und am Leben erhielt, bis hin zu Jesus, in dem endlich klar wurde, worauf dieses ganze Unternehmen eigentlich hinauslaufen sollte. Und er hat weitergeschaut auf den Weg des Evangeliums durch die ganze Welt bis ins Zentrum des Imperiums, nach Rom; und von da aus weiter bis zur Erneuerung der ganzen Schöpfung, wenn die Kreaturen nicht mehr seufzen müssen, weil sie von der Last der Vergänglichkeit und der Zerstörung befreit sind.
Und immer wieder hat er gezeigt, wie Gott auch unsere Bosheit und unsere Irrtümer in seinen Plan einbaut und sich von keinen Widerständen aus der Spur bringen lässt. Und Paulus lobt Gott für die Treue, mit der er an seiner geliebten Schöpfung trotz allem festhält, und er bewundert Gottes Weisheit, wie der die Welt bewegt und voranbringt nicht mit Druck und Gewalt, sondern mit einzelnen Menschen, mit einem kleinen Volk und mit Worten, die er in die Welt setzt und die sich in Menschen entfalten. Aus kleinen Ursachen werden große Wirkungen. Und Paulus baut hier zum Schluss ein gewaltiges Wortgebilde, das viele der Gedanken des Briefes noch einmal anklingen lässt und zusammenbringt – wie der Abschluss eines Musikstückes, in dem sich alle Melodien noch einmal treffen und mit einem furiosen Finale zum Ende kommen.
Und während wir hier drei Jahren lang geduldig die Entwicklung dieser Gedanken verfolgt haben, ist Gottes Geschichte mit der Welt ja weitergegangen. Es hat sogar ziemlich heftige Wegstrecken gegeben in dieser Zeit. Kurz, nachdem wir angefangen hatten, begann 2011 der arabische Frühling und ließ die Welt staunen über die Freiheitsenergie, die plötzlich rund um das Mittelmeer aufbrach. Im gleichen Jahr zerstörte ein Tsunami das Atomkraftwerk in Fukushima in Japan und zeigte der ganzen Welt noch einmal deutlich die Gefahren der Atomenergie (wenn das wirklich noch nötig war). Ein Jahr später, 2012, erlebten wir hier in Groß Ilsede die Tötung von vier Kindern durch ihren eigenen Vater. Und in diesem Jahr 2013 ist deutlich geworden, dass es Geheimdienste gibt, die versuchen, die gesamte elektronische Kommunikation der Menschheit zu kontrollieren, und sich eine Allwissenheit zuzulegen, die eigentlich nur Gott zugeschrieben wird. Und sie sind damit schon ziemlich weit gekommen.
Was ist das bloß für eine Welt? könnte man da fragen. Und das ist eine wichtige und richtige Frage. Was ist das für eine Welt? Zu welchem Ergebnis kommen wir, wenn wir versuchen, die Welt zu charakterisieren, zu einer Gesamteinschätzung zu kommen? Ist es eine schreckliche Welt, oder ist es eine schöne, reich beschenkte Welt? Ist sie furchtbar oder toll? Unsere Antwort darauf hängt normalerweise von unserer Tagesform ab: wenn die Sonne scheint, wenn wir mit unseren Mitmenschen im Reinen sind und ein leckeres Frühstück auf dem Tisch steht, dann fällt unsere Antwort anders aus, als wenn sich die Arbeit staut, das Auto unerwartet in die Werkstatt muss und wir einen schwer Kranken in der Familie haben.
Und auch wenn wir versuchen, unser Urteil über die Welt von den Schwankungen unserer Tagesform unabhängig zu halten: wir wissen nie genug, um wirklich ein Gesamturteil über die Welt fällen zu können. Wir können einfach nicht sämtliche Daten des Universums verarbeiten. Wenn wir etwas über die Welt sagen, dann nehmen wir in Wirklichkeit immer einen mehr oder weniger großen Teil des Ganzen und sagen etwas über den und denken dann manchmal, das wäre die richtige Einschätzung des Lebens überhaupt.
Es gibt keine wirkliche Antwort auf die Frage, was das für eine Welt ist. Unsere Antwort hängt immer davon ab, auf welchen Ausschnitt der Wirklichkeit wir uns konzentrieren, ob wir auf das lecker Frühstück schauen oder auf den Abwasch hinterher.
Paulus würde dazu wohl sagen: wenn wir sowieso immer nur einen mehr oder weniger großen Teil des Ganzen überblicken können, dann kommt es darauf an, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf den richtigen Ausschnitt richten. Dann ist es am sinnvollsten, sich auf Gottes Weg durch die Welt zu konzentrieren. Das Wichtigste ist die Absicht, die der Schöpfer mit seiner Schöpfung verfolgt.
Und wenn wir dann schauen, wie Gott bisher durch alle Hindernisse hindurch sein Ziel verfolgt hat, dann können wir sehr zuversichtlich sein. Auf die Frage: »was ist das für eine Welt?«: lautet die Antwort dann: es ist die Schöpfung, die von ihrem Schöpfer keine Sekunde alleingelassen wird. Die Welt, der er treu bleibt, und die er durch Gewalt und Schmerz, Tod und Unrecht hindurch erneuert und an das Ziel bringt, das er von Anfang an vor Augen hatte. Eine Welt, für die es jede Menge Hoffnung gibt, und eines Tages werden alle Tränen abgewischt werden und alle Wunden geheilt sein. Und deshalb loben wir jetzt schon ihren Schöpfer, der nicht fern und unbetroffen bleibt vom Schmerz der Geschöpfe, sondern der durch Jesus in die Welt hineinkommt, das Leben und das Leiden seiner Geschöpfe teilt und mitten unter uns den Grundstein der neuen Welt legt.
Und wenn wir unser eigenes Leben in diesem Rahmen anschauen, dann werden wir auch in unserer ganz persönlichen Bilanz unabhängiger von unserer jeweiligen Tagesform und Stimmung. Ob wir unser Leben im Rahmen der großen Geschichte Gottes anschauen oder ob es uns einfach wieder jeden Tag mit seinen ganzen Dringlichkeiten und Aufregungen überflutet, das macht einen großen Unterschied.
Paulus beginnt ja seinen Lobpreis Gottes damit, dass er sagt: Gott hat das Potential, euch stark zu machen. Menschen werden stark dadurch, wie sie sich selbst sehen. Wenn ich immer nur denke, ich bin ohnmächtig und klein und ich kann eh nichts beschicken, und an allem sind die anderen schuld, dann werde ich auch so. Dann treiben mich meine Stimmungen mal hierher und mal dorthin, ich werde für die Pläne anderer arbeiten und am Ende fühle ich mich vom Leben betrogen und erwarte mürrisch den Tod.
Wer aber weiß, dass Gott uns zu seinen Verbündeten berufen hat, wer in seinen großen und kleinen Dingen Anteil hat am Weg des Schöpfers durch seine Welt, der wird stark und mutig. Er weiß: ich bin beteiligt an einem Neuanfang, der das Schicksal der Welt wenden wird. Meine Kraftquelle ist die Energie des Lebens und die Kraft der Liebe, die das ganze Weltall ins Leben gerufen hat. Nichts von dem, was ich tue, wird verlorengehen, es ist wichtig und trägt eine unvergängliche Bedeutung. Und wenn wir auf das Ende unseres Lebens zugehen, dann schauen wir voraus auf den Tag, an dem uns die ganze Bedeutung auch unseres Beitrages zu Gottes Welt in Herrlichkeit enthüllt wird.
Und wir können so durch die Welt gehen, weil Gott durch Jesus endlich seinen Plan für die Schöpfung enthüllt hat. Viele Generationen haben treu oder auch weniger treu nach den Geboten Gottes gelebt, haben die Bibel – also damals das Alte Testament – studiert und gebetet und haben nicht wirklich verstanden, worauf das hinauslaufen sollte. Sie haben Opfer im Tempel gebracht und die Feste gefeiert, weil Gott es so vorgeschrieben hatte, aber sie haben nicht wirklich gewusst, was der Sinn des Ganzen war.
Aber nun, durch Jesus, ist es enthüllt: die Welt soll Jesus-förmig werden, die Welt wird nur richtig regiert durch den Geist des Sanftmut und des Erbarmens, wie er sich z.B. in der Bergpredigt ausspricht. Das ist das Geheimnis der Welt, und Gott hat sich sein Volk berufen, damit es dieses Geheimnis nun in aller Welt enthüllt, indem es schon jetzt so lebt. Deswegen sind alle religiösen Sachen nur vorläufig, nur ein Zeichen und Hinweis auf die wahre Sache, um die es geht: der wahre König tritt seine Macht an nicht nur im Himmel, sondern jetzt auch auf der Erde. Und wir sind dabei und viele andere auch. Die ganze Welt soll und wird von Jesus geprägt sein, dafür ist sie da, und jetzt fängt es an, und wir sind dabei.
Paulus hat dieses endlich enthüllte Geheimnis über viele Seiten beschrieben. Jetzt, am Ende, reicht das nicht mehr. Wie schon am Ende von Kapitel 11, als er den erstaunlichen Weg Israels durch alle Irrungen und Wirrungen hindurch beschrieben hat, endet er mit einem Lobpreis. Lobpreis heißt, dass wir nicht nur mit dem Kopf etwas verstanden haben, sondern mit Haut und Haar beteiligt sind, dass wir aus unserem normalen Modus herausgehen und anfangen, ganz anders zu reden: Gott sei die Ehre! Er hat es so gut gemacht! Er hat den Durchblick! Kein anderer hätte sich das ausdenken können! Gibt es irgendeinen, der Ihm das Wasser reichen könnte? Wir kennen den besten Gott aller Zeiten!
Der Jüngste Tag
(Lutherbibel 1984 / Lukas_17,20-21) Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
(Nag Hammadi Codex II,2,113) Seine Jünger sagten zu ihm: „Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?“ Jesus sagte: „Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: „Siehe hier oder siehe dort“, sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.“
Ohne die originalen Heiligen Schriften, die erst 1945 in der Nähe der Ortschaft Nag Hammadi in Ägypten (wieder-)gefunden wurden, hätte niemand mehr von der Erkenntnis des Jesus von Nazareth erfahren, die im „Neuen Testament“ der Bibel nicht mehr erkennbar ist. Was Jesus entdeckte, ist der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation, der von der Religion, der Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe, bis heute verhindert wurde:
(Silvio Gesell, Vorwort zur 3. Auflage der NWO, 1918) „Die Wirtschaftsordnung, von der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche genannt werden, da sie der Natur des Menschen angepasst ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewusste und gewollte Tat.“
Was die „christliche“ Kirche im Nachhinein betrachtet der Menschheit angetan hat, indem sie das größte Genie aller Zeiten zu einem moralisierenden Wanderprediger degradierte, ist nicht mehr in Worte zu fassen – und keine Strafe könnte für alle heute daran Beteiligten schlimmer sein, als sich dessen bewusst zu werden:
Jüngstes Gericht