Wir verbringen gerade unseren Urlaub in Berlin. Und, wie es so kommt, wohnen wir im Gemeindebezirk der Zionskirche, an der Dietrich Bonhoeffer 1931/32 Vikar war. Die Zionskirche wurde 1873 fertiggestellt, als Mittelpunkt eines neu entstehenden Wohnbezirks, in dem die Arbeiter der rasch wachsenden Berliner Industrie untergebracht wurden. Geldgeber waren vor allem die preußischen Könige – immer wenn nach einem Sieg wieder Geld zur Verfügung stand, konnte weitergebaut werden.
Um 1900 lebten im Gemeindebezirk ca. 100.000 Menschen. Sie wurden von vier Pfarrern betreut, die sonntags zwei Gottesdienste in der 1400 Menschen fassenden Kirche hielten. Verhältnisse, die man sich heute kaum noch vorstellen kann!
Auch zu Bonhoeffers Zeit war es nicht einfacher geworden. Er schrieb damals einem Freund: „Das ist so ungefähr die tollste Gegend von Berlin mit den schwierigsten politischen und sozialen Verhältnissen.“ Seine Aufgabe war u.a. die Betreuung einer Konfirmandengruppe, die zuvor den unterrichtenden Pfarrer an den Rand seiner Nervenkraft gebracht hatte [so was wird dann an den Vikar delegiert, war aber in diesem Fall gut so]. Bonhoeffer schaffte es, diese Gruppe zu gewinnen: er verbrachte Freizeit mit ihnen, spielte ihnen Jazzplatten vor, die er aus Amerika mitgebracht hatte, stiftete schließlich für die Mittellosen unter ihnen Stoff für Konfirmationsanzüge. Er staunte darüber, wie diese Kinder, teilweise aus ganz verwahrlosten Verhältnissen, doch einen Zugang zum Glauben fanden. Der Kontakt zu manchen dieser Jungen hat bis in die Kriegszeit bestanden und hat für einige lebensprägende Bedeutung gehabt.
Man kann wirklich sagen: wo dieser Mann hinkam, hat er Gemeinschaft gestiftet. Hier in einer schwierigen Konfirmandengruppe, später im illegalen Predigerseminar Finkenwalde. Was wäre wohl geworden, wenn es keine Nationalsozialisten und keinen Kirchenkampf gegeben hätte und er stattdessen auf seine Art weiter Gemeindearbeit gemacht hätte? Mit der entsprechenden theologischen Auswertung, die bei ihm ja immer dazu gehörte. Aber das sind diese sinnlosen Fragen, die man nicht stellen soll.
An der Kirche findet sich heute ein Denkmal für Dietrich Bonhoeffer. Der Stadtteil ist nach der Wende größtenteils saniert worden, heute wohnen hier viele junge Leute, es gibt viele Kinder. Hier herrscht wirklich die Postmoderne. In unserer Ferienwohnung, sehr schön und genau passend für zwei Leute (zu dritt wird es schon etwas unpraktisch), könnte möglicherweise damals einer von Bonhoeffers Konfirmanden gewohnt haben. Aber dann natürlich als Teil einer (mindestens) siebenköpfigen Familie oder so.
und ich war immer noch nicht drin! 😉
irgendwann werd ich es aber auch noch mal schaffen, ganz bestimmt…
bis morgen. 🙂
Hallo Walter,
es tut mir extrem Leid, das ich mich nicht gemeldet habe, während ihr hier wart. Liege grade mit einer Grippe im Bett und kann Dir noch nicht mal eine mail schreiben, weil ich Deine Adresse auf dem Rechner im Büro habe. Werde das aber nachholen. Ich hoffe, ihr hatten eine gute Zeit hier.
Ach du Armer! Wünsch dir gute Besserung möglichst bald. Wir hatten eine gute Zeit, Urlaub ist immer schön. Vielleicht klappt es das nächste Mal!
Walter