Was „emerging church“ eigentlich ist, das ist innerhalb der Bewegung immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Da ist es schön, wenn man sich auch mal von anderen etwas dazu sagen lassen kann.
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen bringt in der neuesten Ausgabe ihres Materialdienstes (7/2012) einen Beitrag zum Thema „Die Emerging Church“. Verfasst ist er von Anika Rönz, Studentin der Religionswissenschaft in Marburg, die im Frühjahr 2012 ein Praktikum in der EZW gemacht hat.
Rönz beschreibt die Emerging Church (EmCh) als „dezentrale, konfessions- und nationenübergreifende christliche Bewegung, die sich konstruktiv mit den Bedingungen der Postmoderne auseinandersetzen will, um Wege zu finden, unter diesen Bedingungen einen zeitgemäßen und zugleich evangeliumsnahen Glauben zu leben“. Tobias Faix wird mit den Worten zitiert, die EmCh sei „eine dynamische Bewegung inmitten des gesellschaftlichen Wandels“.
Zur Beschreibung der postmodernen Problematik wird der Aufsatz „Kurze Geschichte der Postmoderne“ von Tobias Künkler herangezogen. Als praktische Folgerungen aus dem EmCh-Ansatz werden benannt:
- Bildung netzwerkartiger Strukturen
- Interaktion und Beteiligung von Gemeindegliedern
- Veranstaltungen an nichtkirchlichen Orten
Rönz greift eine Einteilung Ed Stetzers auf, der in der EmCh drei unterschiedliche Strömungen unterscheidet: der ersten geht es nur um zeitgemäße Umsetzung klassisch-evangelikaler Inhalte, der zweiten (den „Rekonstruktionisten“) um neues, nicht-traditionelles Denken, während die „Revisionisten“ tiefgreifende Veränderungen in Theologie und Lebensvollzug anpeilen.
Als übergreifende theologische Anliegen benennt Rönz die Orientierung an Jesus und die Betonung der Inkarnation, die die Trennung sakral/weltlich überwindet und damit eine Öffnung zur Gesellschaft auch theologisch begründet; sowie ein „missionales“ Selbstverständnis, das an biblisch-hebräisches ganzheitliches Denken anknüpft.
Als exemplarische Kritiker werden benannt Rudolf Ebertshäuser und Ron Kupsch. Rönz beobachtet, dass unsachliche Kritik von der EmCh eher ignoriert wird, die Auseinandersetzung mit konstruktiver Kritik jedoch zur Dynamik innerhalb der Bewegung beiträgt.
In der Schlussbewertung akzentuiert die Autorin die schwierige Einordnung der EmCh als einerseits evangelikale, andererseits aber zentralen evangelikalen Positionen widersprechende Bewegung. Zukunftsprognosen seien schwierig zu stellen. „Noch ist die Bewegung keine bestimmende Größe innerhalb des Spektrums christlicher Ausprägungen. Sie kann aber keinesfalls als unbedeutende Randgruppe … angesehen werden.“
Das klingt doch gar nicht so schlecht.