Der erste Band der neuen Reihe „einfach emergent“ ist in diesen Tagen erschienen und bietet einen ausgewogenen Zugang zur emergenten Bewegung. Er verzichtet auf dramatische Parolen oder Zuspitzungen und beschreibt stattdessen aus der Kenntnis von Beteiligten, weshalb sich in der ganzen Welt Christen aufgemacht haben, um das Christentum neu zu entdecken:
Tobias Künkler, Tobias Faix, Arne Bachmann:
Emerging Curch verstehen. Eine Einladung zum Dialog (Verlag der Francke-Buchhandlung)
Nach einer Einführung, die am Anfang einigen gern verbreiteten Verkürzungen vorbeugen soll, benennen die Autoren als Ausgangspunkt für das emergente Denken den gesellschaftlichen Wandel, der uns an den Übergang von der Moderne zur Postmoderne gebracht hat. In dieser Situation werden die Defizite der modernen Versionen des Christentums (seien sie liberal oder konservativ) sichtbar. Diese modernen Christentumsvarianten sind aber weltweit verbreitet, so dass auch weltweit spontan ähnliche Suchbewegungen nach einem neuen Verständnis von Evangelium, Glaube und Gemeinde eingesetzt haben. Die Autoren beschreiben, wie diese weltweite Bewegung (vor allem in den Industrie- und Schwellenländern) in Deutschland aufgenommen und weiterentwickelt wurde.
Einen Schwerpunkt bildet das fünfte Kapitel, in dem die Themen benannt werden, an denen es zu theologischen Verschiebungen, Diskussionen und Neuansätzen kommt. Dies ist ein gute Orientierung in den Fragen, um die es bei der aktuellen theologischen Arbeit im emergenten Umfeld geht. Das folgende, eher praxisorientierte Kapitel beschreibt einige Folgerungen aus diesen Neuansätzen und stellt ein Praxisbeispiel (die Mosaik-Gottesdienste) ausführlicher dar. Im Schlusskapitel deuten sich vorsichtig einige mögliche Antworten auf die Fragen an, die durch den emergenten Dialog aufgeworfen werden. Vor allem aber werden dort für alle, die sich an diesem Dialog beteiligen möchten, geeignete Schnittstellen und Andockmöglichkeiten benannt.
Durchgängig fällt die Ausgewogenheit auf, mit der hier einzelne steile, möglicherweise missverständliche Thesen aus der emergenten Diskussion in ihren Zusammenhang gestellt und so zumindest nachvollziehbar werden. Wer sich in Zukunft an der Diskussion um Emergent Deutschland beteiligt, wird um dieses Buch nicht herumkommen, wenn er als seriös wahrgenommen werden will. Schrille Alarmrufe, die mit der Emerging Church ein weiteres Mal das Ende des christlichen Abendlandes heraufziehen sehen, bleiben deutlich unterhalb der hier erreichten Reflexionshöhe. Natürlich kann ein 90 Seiten – Büchlein nicht alle Themen erschöpfend behandeln. Die „einfach-emergent“-Reihe ist bewusst kurz gehalten, um einen schnellen (und preisgünstigen) Einstieg in das Thema zu ermöglichen. Für alle, die tiefer in die Thematik einsteigen wollen, endet das Buch mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis.
Am Ende der Werbeblock:
empfehlenswert ist natürlich auch der zweite Band der Reihe, „Evangelium. Gottes langer Marsch durch seine Welt„. Dazu habe ich hier schon etwas geschrieben.