Mike Breen beschreibt in einem längeren Post, wie sich Missional Communities (MC’s) in der St. Thomas-Gemeinde in Sheffield entwickelt haben. Am Anfang stand das gelegentliche Treffen von 3-4 Kleingruppen, die sich für Projekte zu einem „Cluster“ zusammenschlossen. Dies stellte sich als eine sehr gute Größe heraus. Die Kleingruppen kamen gern und häufig als Cluster von 20-50 Personen zusammen. Gleichzeitig entwickelte die Gemeinde eine Kultur gegenseitiger persönlicher Verantwortlichkeit. Beides zusammen ergab heftiges Gemeindewachstum. Für die so gewachsene Gemeinde brauchten sie schließlich eine ehemalige Riesen-Disko als Versammlungsraum.
Und nun beschreibt Breen, wie er sich entscheiden musste, in welche Richtung es weitergehen sollte: eine Megachurch bauen oder ein Netzwerk von Gemeinschaften, die nicht mehr von Hauptamtlichen geleitet werden, sondern von den Mitgliedern der Gemeinschaften selbst. Er beschloss gemeinsam mit seinen Mitarbeitern, den Fokus auf die Entwicklung der mittelgroßen Gemeinschaften zu legen, die mittlerweile „Missional Communities“ hießen.
Das war eine unkonventionelle, aber weise Entscheidung.
Denn ein Jahr später stellte sich heraus, dass die ehemalige Disko gravierende Baumängel hatte und nicht mehr zu nutzen war. Von einem Sonntag zum anderen hatte die Gemeinde kein Gottesdienstgebäude mehr und überlebte in Form der MC’s, die sich an allen möglichen Orten in der Stadt trafen. Sie wurden von Gemeindegliedern geleitet; die Hauptamtlichen hatten eine Unterstützerrolle. Diese improvisierte Situation sorgte noch einmal für schnelles Wachstum. Später konnte die Gemeinde wieder ein zentrales Gebäude als Trainingszentrum und Gottesdienstraum nutzen, aber der Grundansatz hatte sich geändert: in St.Thomas wird die Größe der Gemeinde nicht mehr nach Gottesdienstteilnahmen, sondern nach MC-Mitgliedern gezählt.
Das ist ein anderes Modell von Gemeinde. Wir kennen es so, dass der Gottesdienst die zentrale Veranstaltung ist, und – je nach Engagement der Gemeinden – kommen dann noch Gruppen, Hauskreise usw. hinzu. In St. Thomas wurde dieses Muster anscheinend umgedreht: zentrale Veranstaltung sind die MC’s, und wer mag, geht auch (manchmal) zum Gottesdienst. Ein entscheidender Vorteil dieses Modells dürfte zunächst sein, dass es deutlich kostengünstiger ist, denn eine Gottesdienst-zentrierte Gemeinde braucht in der Regel Hauptamtliche, einen festen Raum, Musiker, Technik – und das alles kostet viel Geld. Gleichzeitig macht es die Gemeinde unflexibel: man braucht für das alles feste, verlässliche Strukturen.
Dass das kostengünstigere Modell auch theologisch vieles für sich hat, beschreibt Breen ausführlich. Ich empfehle, seinen Post zu lesen, den ich hier nur selektiv zusammengefasst habe.
Über unsere eigenen Erfahrungen mit Clustern, also Gemeinschaften mittlerer Größe, die in Untergruppen gegliedert sind, habe ich hier, hier, hier und hier etwas geschrieben (schon damals mit Hinweis auf St. Thomas Sheffield, obwohl mir damals die ganze Entwicklung nicht bekannt war).