Die unsichtbare Macht des Katalysators

Starfish and Spider (5)

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Brafman/Beckstrom untersuchen die Arbeitsweise von Katalysatoren, also von Menschen, die Netzwerke ins Leben rufen. Dazu stellen sie einige moderne Vertreter dieser Spezies aus ganz unterschiedlichen Bereichen vor, zB Jimmy Wales, den Gründer von Wikipedia. Es wird deutlich, wie sehr sie alle mit Vertrauen, Freude an Menschen und dem Gespräch mit ihnen arbeiten. Insbesondere gehören folgende Werkzeuge zum Handwerkszeig eines Katalysators:

  • Echtes Interesse an anderen – das führt dazu, dass Menschen sich für neue Dinge öffnen;
  • Freude an lockeren Kontakten zu vielen Menschen – so können sie im entscheidenden Augenblick die richtigen zusammenbringen;
  • Arbeit an der sozialen Landkarte ihrer Beziehungen – Katalysatoren denken ständig darüber nach, wie die Personen in ihrem Netzwerk zusammenpassen;
  • Der ehrliche Wunsch, anderen zu helfen – Katalysatoren sorgen dafür, dass man von der Mitgliedschaft in ihrem Netzwerk etwas hat;
  • Leidenschaft – Katalysatoren verfolgen hartnäckig ein Ziel und sorgen dafür, dass die Inhalte nicht vergessen werden;
  • Leute abholen, wo sie sind – man folgt einem Katalysator, weil man sich verstanden fühlt;
  • Emotionale Intelligenz – fast alle dezentralen Organisationen haben eine emotionale Grundlage, die sie zusammenhält, und der Katalysator arbeitet beständig daran;
  • Vertrauen – ist die hauptsächliche Quelle für den Einfluss des Katalysators;
  • Inspiration – Katalysatoren sind in der Lage, Menschen zu begeistern;
  • Die Fähigkeit, mit Unsicherheiten zu leben – einfach, weil in dezentralisierten Organisationen so vieles im Fluss und kreatives Chaos unabdingbar ist;
  • Freiheit gewähren – indem der Katalysator den Mitgliedern Spielraum gibt, trauen sie sich, Dinge auszuprobieren, und die Organisation wird ihre Sache;
  • sich herausziehen – wenn die Dinge erst einmal auf dem Weg sind

Abschließend vergleichen Brafman/Beckstrom den Katalysator mit dem traditionellen Leiter, etwa dem Vorsitzenden einer Firma. Es sind sehr unterschiedliche Typen, und sie sind bei unterschiedlichen Aufgaben richtig.
Kennzeichen eines traditionellen Leiters sind: er ist der Boss, arbeitet mit Kontrolle und rationaler Intelligenz, verfügt über Macht, ist direktiv, steht im Mittelpunkt, sorgt für klare Strukturen und organisiert sie.
Kennzeichen eines Katalysators sind: er tritt als Gleicher auf, arbeitet mit Vertrauen und emotionaler Intelligenz, kann Menschen begeistern, arbeitet mit ihnen zusammen, und das eher im Hintergrund; er lebt in Unsicherheiten und baut mittendrin Beziehungen.
Immer, wenn es um Innovation und Kreativität geht, sind Katalysatoren richtig. Sie verbreiten um sich herum ein gewisses Maß an Chaos und Unischerheit. In einer fest strukturierten Umgebung ersticken sie.

Kommentar:

Bei dem Typen des Katalysators denke ich an die neutestamentlichen Apostel. In den Grußlisten der Paulusbriefe erkennt man sein Netzwerk.
Allerdings merkt man, dass in diesem Kapitel sehr unterschiedliche Typen von Leitern zusammengefasst sind: von dem Netzwerker, der Leute mit ähnlichen Interessen zusammenbringt und sie dann ohne ihn ihr Geschäft verfolgen lässt, bis hin zu einem wie Jimmy Wales, der zwar nicht der Chef, aber doch wohl das emotionale Herz von Wikipedia ist.
Auch Paulus hat seine Gemeinden verlassen, sobald sie auf eigenen Beinen stehen konnten (oder sobald er fliehen musste), aber er hat sich gleichzeitig weiter für sie verantwortlich gefühlt. Die besondere Art dieses Einflusses beschreibt er besonders im 2. Korintherbrief. Er arbeitet also ähnlich wie Jimmy Wales.
Außerdem hat er die zugrunde liegende Ideologie (bzw. Theologie) weiterentwickelt. Im christlichen Bereich ist die Arbeit an der „Ideologie“, also den grundlegenden Inhalten, noch zentraler als sie es in dezentralen Organisationen sowieso schon ist. Also, Vertrauen und die Inhalte sind die zentralen Werkzeuge eines christlichen Katalysators (die anderen Dinge sind natürlich auch wichtig).

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Frank

    Hallo Walter,

    wollte mich nur mal kurz als Leser deiner Seite zu erkennen geben.
    Musste dann aber heute auch gleich erkennen, dass es zu viel für
    einen kurzen Abend ist.
    Werde also die nächsten Tage noch gut zu tun haben.

    Gruß aus Seligenstadt
    Frank

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